02/07/2024 0 Kommentare
Adventscafé des Diakonischen Werkes Dithmarschen und des Kitawerkes Dithmarschen
Adventscafé des Diakonischen Werkes Dithmarschen und des Kitawerkes Dithmarschen
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Adventscafé des Diakonischen Werkes Dithmarschen und des Kitawerkes Dithmarschen
Meldorf – Das Adventscafé des Diakonischen Werkes Dithmarschen und des Kitawerkes Dithmarschen im Meldorfer Dom stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Kinder – unsere Zukunft“.
Bevor es dazu inhaltlichen Austausch gab, segnete Propst Dr. Andreas Crystall Felix Müllers und Julia Horatschek ein, beide sind seit kurzem als neue Regionalleitungen im Kitawerk tätig und in diesem Arbeitsbereich verantwortlich für jeweils mehrere Kitas. Dr. Crystall bezeichnete ihre Aufgaben eher als einen „schnellen Tango, denn einen langsamen Walzer, und das auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig“. Die Aufgaben seien vielfältig und herausfordernd, eine Regionalleitung sei mehr „Diener der Sache und des Ziels, Kinder gut und mit Gott groß werden zu lassen“. Dafür sorgen in Dithmarschen insgesamt mehr als 800 Mitarbeitende in den 40 Kitas, für die das Kitawerk zuständig ist. Der Segen für neue Mitrbeiter, so Dr. Crystall, sei „Teil des kirchlichen Onboardings“, und überhaupt: „Wir alle brauchen Segen, denn nicht alles ist immer steuerbar“, manches bleibe unverfügbar.
Pastor Andreas Hamann, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, hatte in der Andacht festgestellt, „dass uns oft das Gefühl für Zeit abhandenkommt,“ nicht allein, weil es schon im September Spekulatius in den Supermärkten zu kaufen gebe und an Totensonntag geschmückte Bäume bereits voll leuchteten. Viele Menschen seien gerade jetzt beruflich und privat ausgelaugt, daher plädierte Hamann für Geduld und Innehalten, gerade im Advent, „einer Zeit des Nachdenkens, in der wir auf Hoffnung und Erlösung hoffen und sich mit Weihnachten ein Hoffnungsschimmer Bahn bricht“. Zudem müsse die Gesellschaft nüchtern und sachlich um die besten Standpunkte ringen, den besten Weg für Frieden ausloten und soziale Perspektiven aufzeigen. Dabei seien all diese Gespräche in Verantwortung für das demokratische Gemeinwesen zu führen. Sein dritter Punkt: „Ich plädiere für Demut und das Bewusstsein, dass wir nicht allein sind auf dieser Welt.“ Wenn jeder mit Anstand und Respekt seinen Mitmenschen gegenüber unterwegs sei, so erweise man sich des Menschseins als würdig sowie demütig gegenüber seiner Umwelt, der Schöpfung und Gott. „Geduld, Debatte und Demut – das sind für mich die Markenzeichen des Advents, verbunden mit der Hoffnung, dass es besser wird“.
Daniela Erdmann, beim Kreis Dithmarschen Leiterin des Geschäftsbereiches Familie, Soziales und Gesundheit, dankte dem Kitawerk und dem Diakonischen Werk in ihrem Grußwort für die „gute und enge Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung“. Sie sprach sich dafür aus, dass wir Erwachsenen wieder mehr von den Kindern lernen: „Sie sind viel neugieriger, etwas zu lernen, und bereit, wieder aufzustehen, wenn sie mal scheitern.“ Und: „Kinder haben keine Berührungsängste. Und sie besitzen die Phantasie, Probleme zu lösen, die sie gestern noch gar nicht hatten.“ Gerade heute stehe die (erwachsene) Gesellschaft vor Herausforderungen, „alte Strukturen haben ausgedient“. Dabei habe gerade Dithmarschen viel zu bieten und könne Chancen ermöglichen: Heimatgefühl, Wurzeln, Vermittlung von Werten, Miteinander und Pragmatismus. Daher gelte: „Lassen Sie uns die Dinge miteinander ausprobieren, testen und aushalten, denken Sie mit uns die Dinge neu!“ Auch Kinder würden sich mal streiten, würden sich dann aber wieder zusammenraufen und seien nicht nachtragend. „Das muss auch uns möglich sein.“
Markus Potten, Geschäftsführer des VEK (Verband evangelischer Kindertageseinrichtungen) begann seinen Impulsvortrag mit einem ähnlichen Ansatz, indem er Erich Kästner zitierte: „Lasst Euch die Kindheit nicht austreiben!“ Erwachsene sollten Kinder ernst nehmen und sie in ihre Entscheidungen einbeziehen. Und: Die größte Aufgabe sei, das Bildungssystem in Deutschland so auszugestalten, wie es angesichts der Pisa-Studie notwendig wäre, und dabei die Herausforderungen der heutigen Zeit adäquat zu berücksichtigen. Ein Fünftel der Kinder in Deutschland sei armutsgefährdet, „das spricht nicht gerade für Chancengleichheit beim Aufwachsen“. Schulische Erfolge, so Potten, ermögliche man, in dem man Kindern Entwicklunsgfreiräume gebe. Darum wisse man, doch: „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ Dafür fehle es an finanziellen Ressourcen und Fachkräften, allein in Schleswig-Holstein fehlten noch 16 000 Kitaplätze. „Kinder brauchen Annahme, Orientierung und Religion“, so Potten, „und eine evangelische Kita setzt das um“. Die Kita sei neben der Familie ein Ort, in dem Kinder Vertrauen, Lebensfreude und Gemeinschaft aufbauen könnten.
Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs unterstrich: „Ja, Kinder sind unsere Zukunft, aber ich habe oft auch das Gefühl, dass dieses Thema oft auch als Slogan missbraucht wird, denn es stellt uns Erwachsene in die Pflicht, alles zu tun – aber tun wir das wirklich?“ Bildung sei der Schlüssel und eine dringende Baustelle. Durch Pisa bekomme man den Ist-Zustand nun erneut gesagt, jetzt würde wieder etwas passieren, „aber wie lange hält der Effekt diesmal?“. Kitas, Schulen und Familien seien bestmöglich dabei zu unterstützen, Kinder und Jugendliche ins Leben zu begleiten und auszubilden. Das Diakonische Werk, so die Kreispräsidentin dankbar, unterstütze und fördere Kinder und ihre Familien dabei mit unglaublich viel Herz“.
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