Die Not der Menschen sehen und das Richtige tun

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Die Not der Menschen sehen und das Richtige tun

# Beratende Dienste

Die Not der Menschen sehen und das Richtige tun

Meldorf – Wachsende Herausforderungen und weiter steigende Unterstützungsbedarfe bei zugleich schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen: Auf der Tagung der Kirchenkreissynode im Gemeindezentrum Meldorf hat das Diakonische Werk (DW) Dithmarschen am vergangenen Wochenende über die aktuellen Entwicklungen berichtet. Während die öffentlichen Haushalte unter Druck stehen, gibt es gleichzeitig immer mehr Menschen, die beispielsweise in der Sozial- und Suchtberatung, der Schuldnerberatung oder auch der Familienberatung Hilfe suchen.

Dabei hat der Kreis Dithmarschen schon rein statistisch große Aufgaben im sozialen Bereich. DW-Geschäftsführer Frank Zabel: „Unser Kreis liegt bei Arbeitslosigkeit, dem Anteil an Transferleistungsempfängern, bei Schulabbrüchen in der Spitzengruppe im Land“, der Anteil überschuldeter privater Haushalte sei sogar in keinem anderen schleswig-holsteinischen Landkreis so groß wie in Dithmarschen. „Diese Realität zeigt sich auch in unseren Beratungsstellen, in denen die Fallzahlen seit Jahren zunehmen. Der Unterstützungsbedarf wächst stetig, und die Konstellationen werden immer komplexer.“ Dass es trotzdem gelinge, so vielen Menschen zu helfen, liege vor allem „an den fast 60 Kolleginnen und Kollegen im Diakonischen Werk, die in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen mit hohem Engagement Menschen in Notlagen helfen und versuchen, ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen“. Im vergangenen Jahr erfasste das DW in seiner Statistik über alle Beratungsstellen 4500 Klienten und mehr als 20.000 Beratungen.      

Zabel verwies darauf, dass der Dithmarscher Kreistag im Dezember die Weichen für den weiteren Konsolidierungskurs des Dithmarscher Haushaltes stellen werde. Allen Beteiligten müsse dabei bewusst sein: In Zeiten sinkender Kirchensteuereinnahmen und – wie im öffentlichen Dienst auch – steigender Personalkosten durch entsprechende Tarifabschlüsse gehe die Schere auseinander und die Finanzierung der Beratungsstellen würde schwieriger.

Nach Berichten aus den einzelnen Beratungsbereichen des DW gab es für die Synodalen an fünf Infotischen die Möglichkeit, im Rahmen eines World Cafés Themen zu vertiefen und weitere Informationen zu erhalten – neben den Beratungsstellen der Diakonischen Werkes waren hier auch das Kinderschutzzentrum Westküste und das Diakoniewerk Kropp (Pflege) mit spannenden Themen vertreten.

Landespastor Heiko Naß, Sprecher des Vorstands der Diakonie Schleswig-Holstein, sagte zuvor in seinem Vortrag: „Wir nehmen eine Polarisierung in der Gesellschaft wahr und dass der innere Zusammenhalt von rechts unterhöhlt werden soll.“ Man nehme „provozierte Grenzverschiebungen durch die Übernahme neuer Sprachbilder wahr“ – hier müsse die klare Haltung diakonischer Arbeit und christlicher Wurzeln allen Menschen gegenüber klar werden. Von rechts finde ein fundamentaler Angriff auf die Menschenwürde aller Menschen statt, und dies „gefährdet die Grundlage unseres Zusammenlebens“.

 „Es macht uns und den betroffenen Gruppen Sorge, dass durch sprachliche Narrative Polarisierung vorangetrieben wird“, so Naß, dies sei eine „bewusste Strategie und kein Zufall“. Von Diakonie-Kollegen aus Ostdeutschland, wo die AfD teilweise mit in der Verantwortung stehe, „hören wir, dass sie ihre Machtverhältnisse nutzt, um Mittel für soziale Projekte zu kürzen oder die Projekte gleich ganz einzustellen“, so Naß. Ebenso würden Stiftungen in Frage gestellt, die wertvolle soziale oder diakonische Arbeit leisteten oder diese unterstützten. Er forderte die Synodalen in Meldorf auf, nicht die teils verharmlosenden Parteiprogramme zu lesen, sondern sich anzuschauen, was in den „sozialen“ Medien vonstatten gehe. Naß verwies auf die Haltung der Diakonie, die in der „Handreichung zum Umgang mit Rechtspopulismus und Rechtsextremismus“ deutlich werde und auf der Website nachzulesen sei und unter der Überschrift „Herz statt Hetze“ stehe: https://www.diakonie.de/informieren/infothek/handreichung-zum-umgang-mit-rechtspopulismus-und-rechtsextremismus

Naß: „Uns als Diakonie geht es darum, die Not der Menschen zu sehen und das Richtige zu tun, nämlich ihnen vorurteilsfrei, annehmend und bedingungslos zu helfen. Wir müssen sensibel bleiben, Diskriminierung unterbinden und für innere Solidarität eintreten“. Die Diakonie in Dithmarschen sei dabei „ganz wunderbar“ aufgestellt, direkt vor Ort bei den Menschen und zudem mit der Politik und dem Gemeinwesen gut vernetzt. Zunehmende Armut sei in Dithmarschen, wie in ganz Deutschland, eine der „größten Nöte unserer Zeit“ – gerade im Familienkontext führe dies meist zu schlechten Startbedingungen für Kinder.

Dithmarschens stellvertretende Kreispräsidentin Veronika Kolb stellte in ihrem Grußwort zu Beginn der Tagung zum Schwerpunktthema Diakonie fest: „Die Aufgaben steigen, der Bedarf wird größer – und weil Finanzen und Personal fehlen, besteht die Gefahr, dass nicht allen geholfen werden kann, die Hilfe brauchen“. Daher müsse der Kreis Dithmarschen alles dafür tun, „dass an soziale Maßnahmen nicht die Axt angelegt wird“.

Propst Dr. Andreas Crystall unterstrich am Ende der Synode, „dass Kirche und Diakonie bei uns ganz eng zusammengehören“. Der Kirchenkreis Dithmarschen sei stolz auf seine große und tolle Diakonie, die im Landkreis hoch angesehen sei – „und das ist in allererster Linie der Verdienst der Mitarbeitenden, die sich mit Herzblut und großem Engagement für Menschen einsetzen, die sich in einer Not- oder Krisensituation befinden.“ 

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